Wir trauern um unseren Freund und langjährigen Sangeskameraden
Ludwig “Luigi” Meinhardt
der am 11. Januar 2024 im Alter von 82 Jahren verstorben ist.
Seit den Anfängen haben viele Männer dazu beigetragen, unsere Sangestätigkeit zu einem Erfolg werden zu lassen! Fast 50 Jahre gehen aber auch an den Menschen im Chor nicht vorbei: Ältere Semester haben sich zur Ruhe gesetzt, jüngere sind neu dazu gestoßen. So unterliegt der Klangkörper des Chores natürlicher Veränderung. Derzeit sind wir ca. 30 Sänger - werden Sie vielleicht der „Neue” bei uns?
(v. l.) 1. Tenor: Kai-Uwe Metz, Armin Klein (verstorben), Walter Schmitz, Reiner Kögel (jetzt 2. Bass), Manfred Hohlfeld, Jochen Kögel (z.Zt. passiv), Jörg Sturm, 2. Tenor: Hans-Peter Haust, Manfred Becker, Gerhard Körber, Thomas Demel, Eberhard Schleich, Berthold Smoczyk, 1. Bass: Bernhard Karger, Wolfgang Franz, Edwin Panz, Stephan Vorländer, Bernd Steckel, Leuthold Ortelbach, 2. Bass: Michael Krüger, Alexander Schleich, Ludwig Meinhardt (verstorben), Hans Möhle (z.Zt. passiv), Alfred Körber, Steffen Nies, Helmut Thielmann (z.Zt. passiv), Werner Deuster, kniend Chorleiter Thomas Jopp; auf dem Bild fehlen: Gerhard Anders, Andreas S. Brecher, Rainer Kogel, Alvio Paolo Longo, Burkhard Panz, Andreas Schäfer und Gerhard Weyel
Unser Dirigent Thomas Jopp
Sängerische Laufbahn
Geboren 1954 absolvierte der erst 7-jährige Thomas im Jahre 1961 auf Initiative seines Musiklehrers den ersten öffentlichen Soloauftritt als Sänger anlässlich der Einschulung der Volksschule-Erstklässler.
1965 - 1971 folgten Sologesang-Vorträge in den Klassen der Unterstufe, um den Schülern das „Kunstlied“ (Schubert, Schumann, Löwe etc.) im praktischen Unterricht näherzubringen.
Seit 1969 erster Bass mit Soloaufgaben im Männerchor.
Seit 1998 Dialektduo mit Edwin (zwei Stimmen, zwei Gitarren)
2011 und 2016 Mitwirkung als Bariton in Musical-Produktionen.
Thomas Jopp war von Beruf Zahnarzt, er ist verheiratet und hat eine Tochter.
Chorleitertätigkeit
1978-84 erste Verpflichtung als Chorleiter bei „Eintracht“ Offenbach/Mittenaar
1982/83 Chorleiterlehrgang am Konservatorium in Frankfurt
1986-92 Chorleitung MGV Niedereschbach
seit 1989 Chorleitung MGV Jugendfreunde
Schon vor 50 Jahren standen nahezu alle Gesangvereine vor einem Problem: Dem Mangel an jungen Nachwuchssängern, welche das Weiterbestehen der oft traditionsreichen Vereine sichern sollen. Meistens versuchten die Chöre intern durch entsprechende Jugendarbeit, Gründung von Kinderchören etc. diesem Problem zu begegnen. In der Chorgruppe Herborn des Dill-Sängerbundes versuchte man seinerzeit auf Initiative des damaligen Herborner Chorleiters Ernst Schleich einen anderen Weg zu gehen - den einer überörtlichen Jugendarbeit auf der Ebene der Chorgruppe. Dies sollte es ermöglichen, durch speziell auf die Jugendlichen ausgerichtete Chorliteratur besser auf sie eingehen zu können.
So kamen am 11. März 1970 in Herborn Jugendliche aus den Gesangvereinen Herborn, Burg und Uckersdorf auf seine Einladung zusammen, um erstmals gemeinsam zu singen. Man war sich seinerzeit dabei zunächst nicht darüber im Klaren, dass dies die Geburtsstunde eines Chores sein sollte, welcher heute bereits auf fast 50 Jahre des erfolgreichen Bestehens blicken kann. Das man diese Entwicklung selbst in den kühnsten Träumen nicht vorhersah, kann daraus gesehen werden, dass seinerzeit kein formaler Gründungsakt vollzogen wurde, sondern der Chor ohne Vereinsstatus zu besitzen, sich als „Jugendchor der Chorgruppe Herborn” darstellte.
Der Gründung des Chores wurde seinerzeit nicht ohne Skepsis begegnet. Dem durchaus nicht unbegründeten Argument der Kritiker, die Gründung eines eigenständigen Jugendchores ziehe die Jugendlichen von ihren Heimatvereinen ab, wurde durch die Regelung begegnet, dass nur Sänger aufgenommen wurden, die bereit waren, bei ihren bisherigen Vereinen mitzuwirken. Unter dieser Bedingung erteilte die Chorgruppe Herborn unter dem damaligen Gruppenvorsitzenden und Jugendbeauftragten des Dill-Sängerbundes Anton Kreutner ihr Einverständnis zu diesem Experiment. Während ihrer ersten Schritte wurden die jungen Sänger tatkräftig durch die „alten” Vereine unterstützt. Der Uckersdorfer GV „Cecilie” stellte sein Klavier im Saal des Gasthauses Kloes, Uckersdorf, für die Proben zur Verfügung, andere Vereine halfen mit Noten aus. Da außerdem ihr Chorleiter Ernst Schleich auf sein sonst übliches Dirigentenhonorar verzichtete, waren zumindest die materiellen Voraussetzungen zum Bestehen des Jugendchores gesichert.
Nach einem halben Jahr „Anlaufzeit” trat der Chor zum ersten Mal am 24. Oktober 1970 beim Gruppenkonzert der Chorgruppe Herborn im Bürgerhaus Burg vor fachkritischem Publikum auf. Die heimische Presse berichtete daraufhin:
„Aus der Hand legte der Kritiker die Feder, beeindruckt von dem, was der Jugendchor mit Sängern zahlreicher Dillkreisgemeinden als Auftakt des zweiten Programmteils bot: Begeisternde Klänge in mitreißendem Schwung. Begleitet von interessanten lluminationseffekten wurde Fischers „Wenn ich ein Glöckchen wär’” zum ersten Erfolg. Transparent das Wechselspiel in den Stimmen, ungeteilt und doppelt der Beifall. Würdigte die junge Chorgemeinschaft, die an diesem Konzertabend ihr eigentliches Debüt gab, mit dem Spielmann (Kraemer) den klassischen Volksliedsatz, so stand das berühmte „Glory Hallelujah” von Gus Anton im markanten Kontrast dazu. Chorleiter Schleich ist dieser Erfolg zuzuschreiben. Dank seiner rührigen Initiative und der geschickten Zusammenstellung überdurchschnittlich guter Stimmen stand hier ein Chor vor den Zuhörern, der einer erfolgreichen Zukunft gewiss sein darf.”
Was die Prophezeihung im letzten Satz dieses Presseartikels über die Zukunft des Chores anging, sollte der Reporter recht behalten. Nur zwei Wochen später, am 6. November 1970, hatten die mittlerweile 24 Sänger einen weiteren großen Auftritt: Sie gestalteten ein Festkonzert anlässlich der vom MGV „Sangesfreunde” Siegen-Kaan-Marienborn veranstalteten „Siegener Liedertage” neben dem MGV „Liederkranz” Herborn, dem GV „Gutenberg” Burg und dem Chor der Schwesternvorschule Herborn mit.
Dies war nur der Auftakt für die folgenden zahlreichen weiteren öffentlichen Auftritte des Chores. So sang er u. a. bei Altenfeiern der Arbeiterwohlfahrt und des Deutschen Roten Kreuzes sowie einer Freisprechungsfeier der Handwerkskammer. Er gab ein Ständchen im Herborner Krankenhaus, gestaltete das Rahmenprogramm der „Woche der Jugend” 1970 mit und besuchte zahlreiche Sängerfeste umliegender Vereine. Im Mai 1971 wurde er von dem bekannten Komponisten Wolfgang Lüderitz nach Porz bei Köln eingeladen, um mit dem dortigen Männergesangverein ein öffentliches Singen zum „Tag des deutschen Liedes” zu veranstalten.
Der Jugendchor hatte sich in kurzer Zeit etabliert und man konnte mit Genugtuung feststellen, dass das von Ernst Schleich gewagte Experiment gelungen war. Nachdem bis dahin vom damaligen Jugendwart des MGV „Liederkranz” Herborn, Hermann Heidrich, die Funktion eines Vorstandes kommissarisch ausgeübt wurde, wählten die Sänger den ersten Vorstand aus den eigenen Reihen:
Horst P. Waszick, Dillenburg (Vorsitzender), Thomas Jopp, Herborn (Kassierer) und Wilfried Jäckel, Burg (Schriftführer).
Es soll nicht verschwiegen werden, dass es in den ersten Jahren auch einen Tiefpunkt gab. Infolge von Abgängen wegen Militärdienst und Wohnungswechsel drohte 1972 die Auflösung des Chores. Man hatte bereits die kleine Kasse durch einen letzten gemeinsamen Vereinsausflug nahezu verbraucht. Doch fanden sich wieder, hauptsächlich durch Initiative und Bemühungen ihres Chorleiters Ernst Schleich um einige Zugänge von Sängern aus den Nachbarorten, genug idealistische Männer, die selbst oft eine weite Anfahrt zu den ab 1972 von Uckersdorf in das Dorfgemeinschaftshaus Guntersdorf verlegten Proben nicht scheuten, zusammen, um einen leistungsfähigen Chor zu bilden. Die Sängerzahl des Vereins, der sich aufgrund des inzwischen gestiegenen Durchschnittsalters 1973 in MGV „Jugendfreunde” Herborn umbenannte, pendelte sich in den Folgejahren schließlich zwischen 25 und 35 ein.
Der Grundgedanke des Chores, mit anspruchsvoller Literatur das kulturelle Leben in Herborn und Umgebung zu bereichern, lebte in den folgenden Jahren beständig fort. Nicht nur gelungene Wertungssingen, sondern auch schöne und erfolgreiche Konzerte im In- und Ausland prägten den Chor und haben seinen Bestand bis zum heutigen Tag gesichert.
Auch wenn dieser Verein, bedingt durch seine Struktur, im Laufe der Jahre viele Sänger kommen und gehen sah (alle in der gesamten Zeit aktiven Sänger zusammengefasst wäre der Verein heute über 100 Mann stark), hat er sich seine Leistungsfähigkeit gerade durch das einzige „Auswahlprinzip” - Idealismus und Gemeinschaftssinn - erhalten bzw. steigern können.
Das Jahr 1989 versetzte dem Verein einen herben Schlag, so dass sein sonst so harmonisches Gefüge auseinanderzubrechen drohte. Ernst Schleich, der geistige und moralische Vater des Chores, musste krankheitsbedingt seinen Taktstock von heute auf morgen niederlegen. Wer sollte in seinem Sinne die Nachfolge antreten?
Hätte man sich nicht unbewusst über all die Jahre einen gleichwertigen Ersatzdirigenten aus den eigenen Reihen herangezogen, so wäre dies nach 1972 das zweite und diesmal „endgültige Aus” des Chores gewesen: Die „Jugendfreunde” fanden in Thomas Jopp einen würdigen Dirigentennachfolger, der den Chor im Sinne seines Gründers mit großem Engagement auf der eingeschlagenen Straße des Erfolges weiterführt.
Die Geschicke eines Vereines sind natürlich nicht nur von der Qualität seines musikalischen Leiters abhängig, es gehört auch ein Quentchen Organisationsarbeit dazu, ohne die eine Gemeinschaft nicht auskommt. Nun alle fleißigen Hände der letzten Jahre zu benennen ist schlicht unmöglich. Doch wir wissen wohl: Ohne die Unterstützung unserer Frauen, Freunde und Fans wären wir nie soweit gekommen! - Danke dafür!
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